Sternensommer by Sabrina Qunaj
Autor:Sabrina Qunaj
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Impress
veröffentlicht: 2014-06-07T22:00:00+00:00
Kapitel 11
Die Ruhe im Inneren
Hätte ihm vor ein paar Wochen jemand gesagt, dass er einmal mit Dilia Hanreich aneinandergekuschelt in der Höhle der Schleuse sitzen würde … Nun, er hätte wohl einen unendlichen Lachanfall bekommen. Aber jetzt war er hier, lehnte gegen die Steinwand in seinem Rücken und hielt Dilia in seinen Armen, während sie friedlich schlief. Als wenn das allein nicht sonderbar genug war, war das, was ihre Gegenwart mit ihm machte, noch verrückter. In jeder Sekunde seines Lebens spürte er die Unruhe dieser Welt, er nahm wahr, wie sich die Erde drehte, und bemerkte auch die Geschwindigkeit. Er hörte das Verschieben von Gestein, spürte die Hitze des Erdinneren und atmete die Essenz seines Systems. Das alles war völlig normal für ihn, es begleitete ihn, so wie ein Mensch irgendwann nicht mehr bewusst wahrnimmt, dass er Kleidung und Schuhe mit sich herumträgt, anstatt nackt durch die Gegend zu laufen. Es war ein Teil von ihm und erst jetzt, da Dilia ihren Kopf auf seine Brust gebettet hatte, bemerkte er, was wahre Ruhe bedeutete. So, wie er sie als kleines Kind vor seiner Aktivierung gespürt hatte. Was hatte das zu bedeuten?
Etwas schwoll in seiner Brust an, ein Gefühl, so gewaltig, dass es einfach alles andere überlagerte. Wenn sie bei ihm war, wurde ihm schwindlig, was nicht daran lag, dass die Erde sich andauernd drehte. Er geriet in einen Strudel, der nur sie und ihn übrigließ und alles andere stand still. Und er wollte nie wieder darauf verzichten, sie nie wieder von sich weglassen, auch wenn ihm bewusst war, dass er dafür einiges an Überzeugungsarbeit würde leisten müssen. Schließlich war sie Dilia Hanreich und die würde nicht eher zugeben, dass sie etwas für ihn empfand, ehe sie nicht an einer Klippe stand und es der einzige Ausweg war. Aber sie musste es zugeben, es aussprechen, um endlich hinter ihren steinernen Mauern hervorzukommen und anzufangen zu leben.
Lächelnd strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und dachte daran, dass es auch für ihn nicht leicht werden würde, die Wahrheit zu akzeptieren: Er liebte Dilia Hanreich. Wenn sie nur nicht immer so stur wäre! Sie brachte ihn so schnell auf die Palme, aber das verstärkte das sonderbare Glühen in seinem Inneren umso mehr.
Ob sie ihm damals bei der Hütte erlaubt hätte, sie zu küssen? Hätte er einfach den Mund gehalten und nichts gesagt …
Wachsam ließ er seinen Blick auf ihr ruhen und dann konnte er sich nicht länger zurückhalten. Mit angehaltenem Atem, als würde das leiseste Geräusch sie aus dem Schlaf reißen, lehnte er sich vor und berührte ihre Stirn sacht mit seinen Lippen. Ein leises Seufzen entschlüpfte ihrer Kehle und als folgte sie einem Instinkt, kuschelte sie sich noch näher an ihn.
Emrys ließ sich wieder an die Wand zurücksinken und schloss die Augen. Er war verloren.
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